Markus Hübner - Fotografie
auf Facebook teilen
auf Twitter teilen
auf Pinterest teilen


zurück weiter
01.10.2018: Photokina.
Vollbild anzeigen

01.10.2018: Photokina.

Es ist Freitag der 28. September und ich habe Freikarten für die Photokina 2018 (Danke Seb!). Um halb vier heißt es Kölner Nachmittagsluft schnuppern, der dritte Tag der "Weltleitmesse für Fotografie" ist in vollem Gange und dauert an diesem Tag ausnahmsweise bis 21 Uhr. Genug Zeit also, die über 800 Aussteller einigermaßen entspannt abzuklappern. - 800? Entspannt? In fünf Stunden? - Ja. Denn zum einen steht nicht auf dem Plan wirklich überall vorbei zu schauen - schließlich gibt es auch jede Menge Aussteller die nur im "Dunstkreis" von Kameras und Zubehör arbeiten und zum anderen ist es ohnehin nicht mein Ziel, mir ernsthaft Kameras & Co. anzuschauen. Dafür ist der Weg in den Fachhandel meiner Meinung nach wesentlich zielführender und dann in der Tat entspannter. Ohne die wartenden Blicke anderer Besucher, die auch mal genau die Kamera, die ich gerade befingere, in die Hände bekommen wollen. Also ist die Parole einfach mal da durch zu laufen.

Was überraschend gut gelang, von Geschiebe und Gedränge war nicht wirklich was zu spüren. Ja, sicher, man musste hier und da schon ein paar Minuten Geduld mitbringen. Aber so schlimm wie in manchen Freizeitparks nach dem Motto "Ab hier drei Stunden." war es bei weitem nicht. - Also keine Nachfrage? Doch, doch. Aber der Zeitpunkt des Besuchs war anscheinend gut gewählt um sich in die Gesamtbesucherzahl von über 180.000 einzureihen. So ziemlich einer der ersten Herstellerstände - oder besser gesagt Herstellerhalle - war Canon. Gut, ich bin da schon etwas "markengefärbt". Aber dennoch war es für mich alles in allem einer der besten Auftritte der großen Hersteller. Optisch sehr viel in schwarz gehalten mit vielen Lichtinseln auf denen die Fotoprodukte vorgestellt wurden. Was für's Auge also. Es waren auch genug Kameras ab Mittelklasse aufwärts da um dem Ansturm Stand zu halten und das Personal hatte was auf dem Kasten (Stichprobe...). Dagegen wirkten andere Präsenzen (selbst die von größeren Herstellern) eher wie mal eben aufgebaut.

Canon und die EOS R

War dieses Tamtam angemessen? Schließlich stellte Canon die neue spiegellose Vollformat-Kamera EOS R vor. Die wollte ich mir tatsächlich - als eines der wenigen echten ToDos für den Besuch - anschauen. Kurze Warteschlange, die schon erwähnten sehr freundlichen Mitarbeiter. Auf der einen Seite kein Wunder, denn die wollen ja was verkaufen. Auf der anderen Seite aber dennoch keine Selbstverständlichkeit, an anderen Ständen wirkten die Leute hinter den Tresen teils schon mürrisch. Ja, dritter Tag, lange auf den Beinen, aber als Kunde erwarte ich sowas. In der Hinsicht hatte Canon schon mal alles richtig gemacht.

Was erwartete ich von der EOS R? Wie gesagt, erst einmal nicht viel - ordentlich zu testen hatte ich ja ohnehin nicht vor. Also habe ich einfach etwas rumgespielt - zusammen mit einem guten Dutzend anderer Interessierter, die in einem Kreis um ein Podest standen und alle den neuen Boliden begutachteten. Fiel mir leicht, das Menü ist auch bei der R Canon-typisch flach strukturiert statt ewiger Verästelungen wie bei manchen anderen Herstellern. Also alles bekannt und am erwarteten Platz zu finden. Damit die vielfach verzückten Fotofans nicht zwangsweise ihre Gegenüber ins Visier nehmen mussten, hatte sich Canon etwas einfallen lassen. Das Podest in der Mitte war von unten mit einem Ventilator versehen und darauf tänzelte eine Ballerina mit einem Seidenschal grazil umher. Sie war vermutlich die Person auf der Photokina, die mit Abstand am häufigsten fotografiert wurde.

Der Blick durch den elektronischen Sucher traf auf ein - für einen EVF - exzellentes Bild. Beim Schwenk allerdings zeigten sich Schlieren, erste leichte Enttäuschung machte sich breit denn der Sucher einer Kamera ist für mich ein Killerkriterium. Nach dem Erhöhen der Bildwiederholrate für den kleinen Monitor im Aufsatzkasten wurde es zwar noch einmal sichtlich besser, aber gegen einen optischen Sucher hat der EVF in Bewegung null Chance (haben die der anderen Hersteller im übrigen auch nicht, selbst nicht die vom Spiegellosprimus Sony). Dafür können sie andere Vorteile ausspielen wie z. B. die Einblendung eines Histogramms. Haptik und Ergonomie dagegen waren, subjektiv gesehen und während der paar Minuten, ohne Ausnahme sehr gut. Die konfigurierbare Touchbar am Body neben dem Sucher fand ich ganz nett, aber ich glaube mit der muss man auch erst einmal warm werden. Den dritten Ring an den Objektiven für den neuen EF-R Anschluss (1. Zoom, 2. Focus) fand ich dagegen sofort genial. Frei mit Funktionen belegbar, war für mich die manuelle Belichtungskorrektur +/- ein perfekter Kandidat, gerade weil das Einstellrad auf dem Kamerarücken einem Steuerkreuz gewichen ist und ich diese Funktion sehr häufig nutze. Was ich ebenfalls von vornherein als sehr komfortabel empfand, war das Setzen des Fokuspunktes per Touchscreen. Durchschauen und per Daumen auf dem Display einfach verschieben. Kannte ich schon von meiner EOS M5 und ich wäre herbe enttäuscht gewesen, wenn die EOS R das nicht gehabt hätte. Dagegen wirkt das Setzen des Fokuspunktes per Joystick wie bei meiner 7D oder 5D3 regelrecht umständlich. Können andere Hersteller aber auch, also nichts für die Überholspur.

So könnte man auch die gesamte Kamera bezeichnen, wenn man sich das Datenblatt anschaut. Aber immerhin, nach Jahren von - für mich - nicht wirklich brauchbaren spiegellosen APS-C Kameras der M-Serie (bei der mit der M5 dann doch endlich was Gutes kam), ist die EOS R eine Kamera, die mit der Vollformat-Konkurrenz mithalten kann. Zumindest im Bereich der Fotografie, Videos standen und stehen für mich nicht im Vordergrund. Was ich aber immer noch nicht verstehe ist, warum Canon keinen zweiten Speicherkarten-Slot untergebracht hat. An dem Thema scheiden sich zwar die Geister ob notwendig oder nicht, für mich steht jedoch fest: in der Klasse ein MUSS. Ich verdiene zwar nicht mein Geld mit Fotografie, aber wenn ich mir vorstelle als z. B. Hochzeitsfotograf unterwegs zu sein und unwiederbringliche Momente festzuhalten - ich möchte mir nicht ausmalen, wie die Situation ist wenn die Speicherkarte die Grätsche macht... Ist mir zwar in zig Jahren erst einmal passiert, aber zum Glück "nur" mit ein paar Urlaubsfotos. Insofern: WTF, Canon?! Die drei Buchstaben gehen auch in Richtung Nikon mit ihrer ebenfalls groß im Rampenlicht präsentierten Z6 und Z7. Lediglich Sony hat im Laufe der Alpha 7 Evolution auf die Kunden gehört und im neuesten Modell einen zweiten Slot verbaut. Also hoffe ich auf die zweite Generation und warte...

Fazit

Ist die EOS R eine Kamera, die ich mir kaufen würde? - Jein. Nein, weil sie mir in Anbetracht der zu investierenden Summe persönlich im Vergleich zu meiner EOS 5D3 nicht genug Mehrwert bietet. Ja, weil ich sie als gelungen betrachte. Sieht man mal vom fehlenden zweiten Speicherkarten-Slot ab. Abseits von den konkurrenzfähigen technischen Daten halte ich sie ergonomisch für ganz weit vorne, was ich für mich teils sogar wichtiger als manche technischen Daten finde. Denn ich will eine Kamera haben, die ich gerne in der Hand habe, die ich "mag". Und das schafft die EOS R - selbst wenn ich meine eigene "Canon-Geschichte" ausblende.

Warten und Mitnahme von Pixeln

Am Ende blieb mir meine reisetaugliche EOS M5, die ich mir nach dem Ablegen der EOS R schnappte um die Ballerina einzufangen. Kann ja nicht angehen, von der Photokina zu verschwinden ohne ein Bild im Kasten zu haben. Wie sich zeigte, muss sich die kleine auch nicht gerade verstecken.

Spot aufrufen

Sie möchten dieses Bild kaufen? Dann legen Bild hinzufügen Sie es einfach in den "Anfragekorb".

Dieses Bild ist bereits in Ihrem "Anfragekorb". Wieder entfernen: Bild entfernen

zurück
zurück weiter